Freitag, 24. August 2012

Bali - ein Paradies mit Ablaufdatum?

Wer an Bali denkt, stellt sich traumhafte Strände, bunte Korallenriffe, grüne Reisterrassen und herrliche Palmenwälder vor. Doch was, wenn die Realität ganz anders aussieht?

Kuta Beach - so leer ist es hier selten.


Die ersten Touristen entdeckten die Insel in den 70ern. Es waren vor allem Menschen, die sich für die einzigartige Kultur der Bewohner interessierten. Seither entwickelte sich das Geschäft mit dem Tourismus stetig weiter. Selbst der verheerende Bombenanschlag auf eine Diskothek im Jahr 2002 konnte die Entwicklung nicht verlangsamen.

Den Durchbruch brachte schließlich der Hollywood Blockbuster "Eat, Pray, Love" mit Julia Roberts. Überall auf der Welt verfolgten Kinobesucher und Filmeliebhaber die Reise der Hauptdarstellerin, die schließlich auf Bali zu sich selbst fand.

Bali schafft den zweifelhaften Sprung zur Massentourismusinsel. Der Begriff "Mallorca der Australier" ist inzwischen Programm. Vor allem im Ballungsbereich um Kuta kommen einen Horden an betrunkenen, feiernden Australiern unter.

Das faszinierende Kulturerbe Bali's gerät dabei immer weiter in den Hintergrund. Eigentlich sollte ein Umweltgesetz die Insel vor den verheerenden Folgen des Massentourismuses schützen. Hotels dürfen nicht näher als 150 m zum Strand und mindestens 5 km von Tempeln entfernt liegen. Doch es scheitert an der Umsetzung. Die Obrigkeit scheint kein Interesse daran zu haben, den Tourismus einzudämmen, wo sich damit doch so gutes Geld verdienen lässt.

Ein weiteres Problem ergibt sich aus den mangelnden Grundwasserreserven der Insel. Bis zu 300 l Wasser kann ein Zimmer in einem 4-Stern-Hotel verbrauchen - an einem einzigen Tag! Bedenkt man zusätzlich noch die unzähligen Swimmingpools oder ausgedehnten Gartenanlagen, wird schnell klar, dass Wasser über kurz oder lang zu einem Problem werden wird. Im Falle Balis ist die Zeitspanne eher kurz. Geht das rasante Wachstum der Tourismusbranche weiter wie bisher, drohen bereits ab 2015 Engpässe in der Wasserversorgung.

Ida Bagus Ngurah Wijaya, ist Chef der Touristeninformation Bali und Inhaber eines der größten Flagschiffhotels der Insel. Gegenüber der französischen Zeitung "Le Monde" bemüht er sich um Schadensbegrenzung und gibt zwar zu, dass es Probleme bei der Wasserversorgung, Infrastruktur, Stromentsorgung und Müllentsorgung gäbe, doch noch sei nichts verloren.

Bei solchen Aussichten bleibt wohl nur noch eins: Zu hoffen, dass die Vernunft bald in den Köpfe der dortigen Entscheidungsträger Einzug hält, denn sonst können wir uns vom einstigen Paradies wohl schneller verabschieden, als uns lieb ist.

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